Die Köchin – und Nahrungsmitteleinkäuferin – von Emmeraudes 1 heisst. Fatim. Sie wurde 1994 auf einem Dorf ausserhalb von Bobo-Dioulasso geboren. Als sie noch ein Kind war, liessen sich ihre Eltern scheiden. Die Kinder blieben beim Vater und seiner neuen Ehefrau. Diese wollte nicht, dass die drei Töchter zur Schule gingen – entweder aus finanziellen Gründen, oder weil sie die Mädchen lieber als Arbeitskräfte zur Seite hatte. Im Alter von 19 Jahren – als Analphabetin und ohne Französischkenntnisse – sollte Fatim zwangsverheiratet werden, als dritte oder vierte Frau eines wesentlich älteren Mannes. (Unter Muslimen, zu denen Fatims Familie gehört, ist die Polygamie besonders auf dem Land weit verbreitet.)
Die Flucht
Fatim lief von zuhause weg. Sie landete in der am nächsten liegende Stadt, in Bobo-Dioulasso. Dort erfuhr sie über das typisch afrikanische Buschtelefon, dass Alphonsine, die älteste Schwester von Emmeraudes-Gründerin Yvonne, eine Hausangestellte suchte. Fatim bekam die Stelle. Als wir während unseres Besuches 2015 bei Alphonsine wohnten, lernten wir sie kennen. Ihre natürliche Intelligenz und ihre Fähigkeit, «strategisch» zu denken und zu antizipieren, was zu tun sei, fiel nicht nur uns auf. Man beschloss, ihr eine Schulbildung zu finanzieren. Als Erwachsene die Primarschule zu besuchen (meist abends) ist übrigens in Burkina Faso nichts Aussergewöhnliches.
Kurz vor unserem Besuch war eine Delegation aus Fatims Dorf bei Alphonsine aufgetaucht. Man sagte Fatim, ihre Grossmutter sei gestorben und sie solle zur Beerdigung nach Hause kommen. Alphonsine und andere Frauen aus ihrem Umfeld warnten Fatim, dass dies eine Falle sein könnte. Fatim fuhr nicht
Die Köchin
Inzwischen spricht Fatim Französisch und kann fliessend lesen und schreiben. Sie ist seit 2016 als Köchin bei Les Emmeraudes angestellt, wodurch sie auch für den Einkauf der Lebensmittel auf dem Markt verantwortlich ist. Ich konnte miterleben, wie sie mit ihrem raschen Verstand und ebenso schnellen Mundwerk beim Aushandeln der Preise den Marktfrauen mehr als nur gewachsen ist. Und der Bezug zu ihrer Familie auf dem Land? Da Fatim nun einen Teil ihres Verdienstes zum Wohl der Familie im Heimatdorf einsetzt, ist sie
dort inzwischen wieder willkommen.